
Wenn dem Kopfkino die Bilder fehlen.
Warum dieser Titel? Diese Kolumne handelt doch vom Hören. Der Gund hierfür ist, dass wir assoziativ hören. Das bedeutet, dass unsere Hörzentren, welche sich im Schläfenlappen unserer Hirnrinde befinden, bei jedem von den Ohren kommenden Signal zuerst mit Erinnerungen vergleichen, ob wir so etwas schon einmal gehört haben. Das ist der Grund, warum wir zum Beispiel bei einem bestimmten Musikstück an etwas erinnert werden oder bestimmte Gefühle entwickeln.
Mit dieser Methode können unsere Hörzentren in Millisekunden entscheiden, ob etwas wichtig oder unwichtig ist. Die wichtigen Signale nehmen wir dann bewusst und die nicht so wichtigen unterbewusst wahr.
Wenn wir durch eine sich langsam entwickelnde Schwerhörigkeit über einen längeren Zeitraum einzelne Frequenzen nicht mehr hören können, verschwinden auch diese Erinnerungen langsam aus unserem Gedächtnis. Bei einer Altersschwerhörigkeit sind dies zuerst die ganz hohen Töne. Die Bilder hierzu sind dann eben auch
Geräusche, wie das Klappern von Geschirr, der Signalton eines Elektrogerätes oder das Umblättern der Zeitung. Wenn diese hochtonigen Signale durch ein Hörsystem verstärkt wieder hörbar werden, dann sind unsere Hörzentren verwirrt.
Ihnen fehlt die Entscheidungsgrundlage dafür, ob dies nun ein wichtiges oder ein unwichtiges Signal ist. Das ist der Grund dafür, dass viele Schwerhörige, die zum ersten Mal mit Hörsystemen versorgt werden, sich über die „Nebengeräusche“ beschweren.
Das rührt daher, dass zum Beispiel das Klimpern des Löffels in der Tasse anfänglich gleich wichtig taxiert wird, wie die Worte des Gesprächspartners. Die gute Nachricht ist, dass mit kontinuierlichem Tragen der Hörsysteme von 12 Stunden oder mehr pro Tag diese Bibliothek von Bildern im Kopf wieder erneuert wird. Nach und nach können gewisse Geräusche von den Hörzentren wieder als unwichtig eingestuft und somit im Unterbewusstsein abgearbeitet werden. Diese Entwicklung ist oft wirksamer als die Lärmunterdrückungs-systeme in den Hörsystemen.