Wenn ich allein bin, muss ich ja nichts verstehen!
Dies höre ich immer wieder, wenn ich Kunden darauf anspreche, warum sie die Hörgeräte nicht öfter tragen. Es klingt logisch und ist trotzdem ein riesiger Denkfehler. Ich möchte Ihnen ein Beispiel aus dem Sport geben. Ich bin vor einigen Jahren wettkampfmässig Wildwasser-Kanu gefahren. Damit ich das jedoch tun konnte, musste ich zuerst auf flachen Gewässern, ja teilweise sogar im Hallenbad, das Paddeln und vor allem die Eskimorolle erlernen. Wenn man die Eskimorolle beherrscht, dann kann man sich auf dem Wildwasser aus beinahe jeder noch so heiklen Situation retten.
Nehmen wir jetzt einmal an, das Wildwasser wäre ein gut gefülltes Restaurant und das Hallenbad ist das eigene Wohnzimmer – genau – damit das Gespräch im gut gefüllten Restaurant mit Hörgeräten gelingen kann, muss man zuerst die leisen Geräusche verinnerlichen, welche mit dem Hörgerät am Anfang oft zu laut wahrgenommen werden. Erst wenn diese Geräusche mit Hörgeräten wieder normal klingen, kann man sich in akustisch schwierigen Situationen auf das Wesentliche, nämlich die Sprache im Störgeräusch konzentrieren.
Metaphorisch gesehen ist das Verinnerlichen der leisen Geräusche allein zuhause das Erlernen der Eskimorolle im Hallenbad. Tue ich das nicht, werde ich auch Freunde oder Familie in lauter Umgebung nicht verstehen. Darum ist es sehr wichtig, die Hörgeräte möglichst den ganzen Tag zu tragen. Egal, ob man allein zuhause ist, beim Spazieren allein unterwegs oder mit Begleitung. Selbstverständlich können die Hörgeräte für ein Mittagsschläfchen abgelegt werden und natürlich auch zum Schlafen generell.
Wenn Sie ihre Hörgeräte aus irgendeinem Grund nicht mindestens 12 Stunden pro Tag tragen können, dann sprechen Sie mit ihrer Hörgeräte-Fachperson. Zusammen können wir versuchen, die Hinderungsgründe aus dem Weg zu schaffen, damit Sie den bestmöglichen Nutzen ihrer Hörgeräte geniessen können.