Hörgeräteakustiker aus Leidenschaft
Ohne Maske kann ich wieder besser verstehen.
Am Mittwoch, 16.02.2022, entschied der Bundesrat die Maskenpflicht abzuschaffen. Ganz besonders erfreut dieser Entscheid all jene, welche in den letzten 2 Jahren feststellen mussten, dass die Sprache durch eine Maske ohne ein sichtbares Sprachbild nicht mehr so deutlich ist.
Ja, genau, ich spreche über das Lippenlesen. Immer wenn Störgeräusche es erschwer zu verstehen, liest man automatisch von den Lippen ab. Alle von uns, nicht nur Menschen mit Hörproblemen, konzentrieren sich auf den Mund der Person, die mit uns spricht, um die feinen Unterschiede dort abzulesen. Der Spruch: „Ich hänge dir an den Lippen!“ beschreib diesen Umstand sehr gut. Deshalb benutzte ich in den letzten Monaten immer Masken mit Sichtfenstern, durch welches meine Kunden meinen Mund beim Sprechen sehen können und somit ein Lippenlesen ermöglicht wird.
Wenn „Sein“ und „Schein“ das Gleiche sind, ist das nicht nur in der Akustik ein Problem, wenn aber „Sein“ und „Schein“ gleich klingen, kann dies durchaus den Beginn einer Schwerhörigkeit signalisieren. Die stimmlosen Konsonanten, die sogenannte Frikative, sind allesamt in den hohen Frequenzen angesiedelt. Es sind genau diese hohen Klänge, welche man mit zunehmendem Alter immer weniger gut hört.
Die Lautstärke wird eher in den tiefen Klängen um 500 Hz wahrgenommen, die Verständlichkeit jedoch ist auf die hohen Klänge um 2000Hz angewiesen. Es ist also möglich, dass man zwar das Gefühl hat, noch alles zu hören, aber nicht mehr alles zu verstehen. Bis man erkennt, dass nicht die Menschen plötzlich undeutlich sprechen, sondern dass man nicht mehr so gut hört, vergehen oft wertvolle Jahre. In diesen Jahren gewöhnt man sich an eine Ruhe, die eigentlich ganz angenehm wäre, wenn man noch alles verstehen würde.
Dass die lauten Geräusche genauso zum guten Hören gehören, wie leise gesprochene Worte, hat mit dem Hörgedächtnis zu tun. Darüber werde ich Ihnen in der nächsten Kolumne berichten.